Neulich in Basel wartete ich auf einer Bank, bis ein Geschäft öffnete. Ich hatte Zeit die kleine Grünanlage aufmerksam zu betrachten: Rasen, Bäume, Bänke, Menschen, Licht, Schatten. Da kam mir die Idee, alle Grünanlagen auf dem Weg von Bahnhof SBB zum Badischen Bahnhof abzusitzen.
Elisabethen-Anlage
Eine sorgfältig angelegte geschwungene Rasenflächen mit großen Bäumen; Die Bänke bestehen aus aneinandergereihten Sitzen. Sie schmiegen sich an das leicht hügelige Gelände. Schüler durchqueren die Grünanlage, Menschen warten aufeinander, verbringen die Mittagspause auf den Bänken. Keiner sitzt im Gras. Weil es gerade berieselt wird oder fürchten sich die Menschen, die in den Banken arbeiten vor Grasflecken auf der Kleidung?
Theater Platz
Auf den Stufen sitzen junge Leute, nicht viele. Mir fällt auf, dass es um den Tinguely Brunnen kaum Bänke gibt. War das so vom Künstler gewollt, oder hatte er keinen Einfluss darauf? In der kleinen Grünanlage, etwas tiefer gelegen als der Brunnen, sind alle Bänke belegt. Ich finde keinen freien Platz und möchte nicht ins Unterholz kriechen. Die Bäume sind niedrig und dicht, so hat das Plätzlein etwas von einem Wald, in dem man im Herbst Pfifferlinge finden könnte.
Botanischer Garten der Uni Basel
Das ist mein Lieblingsplatz. Das Tropenhaus ist im Winter perfekt, um sich aufzuwärmen.
Abgesehen davon liebe ich es durchzustreifen, denn ich entdecke immer wieder neue Pflanzen, die aber schon immer an ihrem Platz standen. Jetzt im Sommer war ich alleine im Haus. Wer geht schon von der Hitze außen in die schwüle Hitze innen? Ich. Später suche ich mir draußen eine Bank. Es gibt die richtige Mischung aus Licht, Schatten, Bäumen, Sträuchern, Blumen alles wohlgeordnet, aber doch mit einem Hauch von Unordnung. Die Menschen hier machen ihre Pause, ich habe den Eindruck, dass sie sich intensiv unterhalten oder innehalten.
Petersplatz
Der Platz ist dunkel, sehr große Bäume lassen den gesamten Boden im Schatten sein. Wege durchkreuzen den Platz, auf dem Rasen sitzen ist verboten, auf den Bänken sind sehr wenige Menschen. Es ist heiß, aber trotzdem scheint der kühle, tiefe Schatten keine Anziehungskraft zu haben. Der Platz ist schwer. Er hat nicht von der Leichtigkeit und Vielfalt des botanischen Gartens. Er ist kein Hortus für Blumen und Geist. Er ist streng. Was war früher auf dem Petersplatz? Ein Gerichtsplatz? Ich werde mal nachschauen.
Claraplatz
Ist in Kleinbasel. Er hat sehr schöne Beton-gefasste Blumenbeete, viele Bänke um die Beete, von denen sich der sehr belebte Platz beobachten lässt. Ich möchte mich nicht setzen. Ich bin entsetzt über die Menschen hier. Sie sind arm, missgestaltet, Alkoholiker, krank, ausgesetzt, oder sie haben sich selbst durch alle Maschen fallen lassen. Sie sind alleine, in der Gruppe oder zu zweit. Sie sind heruntergekommen oder heruntergefallen. Hier kommen sie ans Licht. Gemeinsam. Es sieht aus, als hätte sie ein mächtiger Besen, von Großbasel kommend über den Rhein gefegt, dort wären sie durcheinander gewirbelt worden, um schließlich auf den Claraplatz zu fallen.
Claramatten
Der Platz ist groß, mit freundlichem Schatten, ohne Rasen, dafür mit einem großen Wasserbecken für die Kinder. Es gibt einen Kiosk, einen Spieleverleih, Bänke mitten im Getümmel oder Bänke auf der Seite. Ich setze mich auf die Seite. Auf den Bänken abseits sitzen hauptsächlich Männer mit südländischem Aussehen. Sie reden miteinander oder lassen stumm Gebetsperlen durch die Finger gleiten. Beim Wasserbecken sind Kinder alleine oder mit ihren Müttern. Nicht weit entfernt an den Bänken mit Tischen machen kleine Gesellschaften Picknick, es sind keine ursprünglichen Basler, sie sind bunt, lebendig, sie haben nicht das Geld, um in der Gegend mit den wohlgeordneten Sitzen in der Grünanlage zu wohnen, sie haben vermutlich weder Garten noch Balkon.
Am anderen Tag erzählte ich es einer Freundin. Sie fragte mich: Und was macht das für einen Sinn?
Eine Stadt besteht nicht nur aus Geschäften, Sehenswürdigkeiten und Museen. Sie besteht auch aus Plätzen und den Menschen auf diesen Plätzen. Wer sitzt wo warum?